Archimandrit Dr. Andreas Thiermeyer, Flüchtlingsbeauftragter des Bistums Eichstätt, referierte im Pfarrheim zum Thema 'Der Terror gegen Christen vor den Augen der Welt'.Foto: Riedel
„Das Leid verfolgter Christen darf uns nicht gleichgültig sein!“
Von Jutta Riedel: Zahlreiche Gäste aus Lauterhofen, Alfeld und Neumarkt begrüßte Angelika von Seydewitz, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, im Pfarrheim „St. Raphael“ zu dem Vortrag mit dem „brandaktuellen“ Thema „Der Terror gegen Christen vor den Augen der Welt“ von Archimandrit Dr. Andreas Thiermeyer, dem Flüchtlingsbeauftragten des Bistums Eichstätt.
„Oft und gerne helfen wir allen möglichen Leuten und übersehen dabei unsere verfolgten christlichen Mitbrüder“, sagte Thiermeyer zum Einstieg und appellierte: „Wir Christen müssen zusammenstehen!“. Nicht länger zu schweigen, forderte der Geistliche, aber auch „Beliebigkeit, Gleichgültigkeit und falsche Scham“ zu überwinden: „Das Leid verfolgter Christen darf uns nicht gleichgültig sein!“. Im Nahen Osten seien die Christen von der Auslöschung bedroht, warnte Thiermeyer und fragte: „Worauf wartet der Westen, worauf warten die großen Nationen der Welt?“. „Endlich“ müsse Schluss sein mit den Waffenverkäufen. Die Lage der Menschen dort sei „dramatisch“, sie hätten ihr Zuhause und ihre Existenzgrundlagen verloren, lebten in „zermürbender Unsicherheit, Trauer und Tod“, „wir sind mit Schuld hier im Westen, weil wir bis heute Waffen liefern!“.
Von 250.000 sei die Zahl der Christen auf 30.000 gesunken, „das ist die größte Christenverfolgung aller Zeiten!“. Das sei eine „religiöse Säuberung“, nur wolle es keiner so aussprechen. Derzeit sei das Christentum die meistverfolgte Religion auf der Welt, zitierte der Flüchtlingsbeauftragte den Menschenrechtler Günter Nooke und zählte die Länder Libyen, Sudan, Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan, Nordkorea, Eritrea und Somalia auf. „Wir sind dabei, unsere christlichen Wurzeln zu leugnen“, der permanente Versuch, die Christenverfolgung der Gewalt gegen andere religiöse Gruppen gleichzustellen“, entspreche nicht den Tatsachen. Das habe Folgen für die Integration. „Wir als Christen haben die Pflicht, Flüchtlinge aufzunehmen“, betonte Thiermeyer, „aber Europa muss auch die eigene christliche Identität wahren können!“. Es gebe „Grundwerte, die akzeptiert werden müssen“: Wahrung des Pluralismus, Trennung von Politik und Religion, Wahrung der Grundrechte und Akzeptanz demokratischer Prozesse. Im Islam seien Politik und Religion nie voneinander zu trennen, der Glaube sei mit einer demokratischen Regierungsform „nur schwer vereinbar“.
Thiermeyer gab den Anwesenden zum Verständnis einen kurzen Abriss über Inhalte des Korans in Bezug auf die Haltung des Islams gegenüber Andersgläubigen. So sei beispielsweise die Täuschung Andersgläubiger erlaubt, wenn sie der Verbreitung des Islams diene. Auch sähen Muslime die westliche Freiheit und hielten den christlichen Glauben für einen „Freibrief zum Sündigen“. Ernst zu nehmende Christen jedoch, in deren Leben Jesus Christus in der Mitte stehe, würden geschätzt, versicherte der Geistliche und forderte auf, den Muslimen mit Respekt zu begegnen: im Alltag mit einem freundlichen Gruß, einem kleinen (passenden) Geschenk, einer Einladung.
Die Trennung von Männern und Frauen in der Öffentlichkeit sei zu respektieren, die Ehrerbietung gegenüber der Familie, die Zeit für Begegnung und Gastfreundschaft seien den Muslimen sehr wichtig. „Mut und Beharrlichkeit lassen irgendwann Vertrauen entstehen!“. Kirche sei nicht Selbstzweck, mahnte der Geistliche und erinnerte, dass Gott alle Menschen liebe. „Gott schickt uns diese Leute vor unsere Haustüre auch als Aufgabe!“. „Wir können die Grundrechte einfordern“, „wir müssen sie den Flüchtlingen aber auch zugestehen“, mahnte Thiermeyer, „sie haben die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder Deutsche auch. Schockiert zeigte sich der Geistliche in Bezug auf die Diskriminierung der Christen in den Erstaufnahmeeinrichtungen. Die Politik gehe nicht darauf ein, auch von Seiten der Kirche vermisst Thiermeyer klare Worte. Ein „rühmendes Lob“ hingegen gab es für die Polizeigewerkschaft, die klar gesagt habe, dass Christen in den großen Unterkünften gemobbt werden und christliche Frauen als Freiwild gelten. Erst seit den Vorfällen an Silvester in Köln sei das Thema in aller Munde.