Nach der Rückkehr von P. Gabriel Frömmer und der anderen Gefangenen aus Nordkorea im Januar 1954 berichteten Zeitungen in ganz Deutschland über das frohe Ereignis (Foto: Neumarkter Tagblatt)
Ein Missionar in Nordkorea:
P. Gabriel Frömmer aus Lauterhofen
Vortrag von Elisabeth Lang (Großnichte des Missionsbenediktiners)
Von Doris Distler: Tief in die Geschichte tauchte Elisabeth Lang am Samstag, 3.11.2018 im Pfarrheim ein, wo sie einen Vortrag über ihren Großonkel, also den Bruder ihrer Großmutter, hielt, der ab 1937 als Missionsbenediktiner in Nordkorea seinen Dienst tat. P. Gabriel Frömmer wurde 1911 in Lauterhofen als jüngstes von fünf Geschwistern geboren. Schon früh hatte er den Wunsch geäußert, in die Mission zu gehen. Mit 13 Jahren kam er dann in die Benediktinerabtei Schweiklberg bei Vilshofen, wo er das Gymnasium besuchte. Das Abitur legte er im Leopoldinum in Passau ab und schon ging es in Richtung Priesterweihe.
Doch schon nach der ersten Weihe kam er mit dem Schiff nach Nordkorea. Das war 1937.
Ab da gibt es Briefe von ihm an seine Familie, die er immer an Ostern, Weihnachten und zu den Namenstagen schrieb und in denen er sich nach den Angehörigen erkundigte, so berichtete Elisabeth Lang. Sie las aus Briefen vor, in denen er die Menschen beschreibt und ihre Eigenarten, die Häuser oder die Natur, für die er sehr schwärmte. Als Missionar in Seoul berichtete er davon, dass das Essen gut sei und er schon etliches an Gewicht zugelegt habe. Er erlernte die komplizierte koreanische Schrift und die Sprache. 1947 musste er in die Abtei Tokwon umziehen. 1948 wurden Nord- und Südkorea geteilt.
Während all der Zeit widmete sich P. Gabriel dem Dienst am Menschen, was ihm sehr am Herzen lag, wie seine Briefe beweisen. Der Weg der Mission damals führte über soziale Vereine, Bildung und Caritas wie den Bau von Kindergärten und Schulen.
1941 bis 1947 soll der Missionar aus Lauterhofen als Kaplan in Wonsan gewirkt haben. Im Mai 1945 wurde die Abtei von der Geheimpolizei gestürmt. Die Ordensleute kamen ins Gefängnis von Pjöngjang, wo jeweils 18 Personen auf 8 qm zusammengepfercht waren, nicht auf dem Rücken liegend schlafen konnten, weil es zu eng war und Redeverbot bestand. Zu essen gab es Wassersuppe. Trotz aller Hindernisse zelebrierte P. Gabriel eine „trockene Messe“ in der Zelle. Schließlich wurde er mit 59 anderen Gefangenen in das Lager Oksadok nahe der chinesischen Grenze verlegt. Dort mussten sie im Winter an einem Steilhang Eichen fällen, ohne Schuhe, bis zu den Knien im Schnee. Viele Qualen erlitten die Ordensleute, von denen etliche an Entkräftung und Unterernährung starben. 1954 wurde P. Gabriel aus dem Gefangenenlager entlassen. Die Bewacher päppelten die bis aufs Skelett Abgemagerten auf und ließen sie dann mit der Transsibirischen Eisenbahn über China, die Sowjetunion und Polen nach Hause fahren, wo sie in Friedland bei Göttingen ankamen.
Seine Mutter hatte auf ihn gewartet und schloss ihn nach 17 Jahren das erste Mal wieder in die Arme. Im gleichen Jahr starb sie. P. Gabriel wollte sobald wie möglich nach Korea zurück, was ganz im Sinne von Papst Pius XII. war, aber ein Leberleiden verhinderte dies.
Trotz der ausgestandenen Qualen soll P. Gabriel alias Onkel Ludwig, wie ihn seine Familie nannte, ein sehr humorvoller und herzenswarmer Priester gewesen sein, der gerne lachte. Nur eines wollte er nicht mehr: barfuß laufen. Nach dem Vortrag wissen die Zuhörer, darunter auch einige Verwandte von P. Gabriel, warum. Pfarrer Gerhard Ehrl ergänzte den Vortrag mit Schilderungen zum Seligsprechungsprozess, der 2008 zeitgleich im südkoreanischen Wagwan und in St. Ottilien für die 36 Märtyrer von Oksadok und Tokwon eingeleitet wurde.
Zu den Märtyrern zählt auch der ebenfalls aus Lauterhofen stammende und 1952 in Nordkorea an den Folgen der Haft verstorbene Benediktiner Br. Gottlieb Auer.