Seit Monaten schon verbringt Kirchenpfleger Ludwig Krieger unzählige Stunden im Pfarrarchiv, um dort aufzuräumen, auszusortieren und zu katalogisieren. Um Ihnen, liebe Leser, einen kleinen Einblick zu geben, warum diese Arbeit nötig und so wertvoll ist, schauten wir dem Kirchenpfleger vergangene Woche ein bisschen über die Schulter.
Auf Schatzsuche ...
... zumindest war es für Herrn Kirchenpfleger Ludwig Krieger zu Beginn seiner Arbeit nicht so dermaßen vorstellbar, dass ein Pfarrarchiv unermessliche Schätze verbirgt. Stolz und historisch berichtete er uns, dass das Pfarrarchiv von Lauterhofen mehr zu bieten hat als langweilige Kontoauszüge und alte Rechnungen aus vergangenen Tagen. Zum Beispiel das alte Mirakel Buch aus Trautmannshofen, sowie Evangelien und Lektionarien aus Zeiten des ersten Vatikanischen Konzils. Alle Lateinlernenden und Lateinlehrenden sollten jetzt genauer lesen, denn hier kann man sich der alten Kirchensprache ganz verschreiben und seine Kenntnisse erproben. Doch viel spannender wird es bei den Geburten- und Sterberegister. In schönster Schrift und filigran aufgezeichnet taucht man in eine geschichtliche Welt hinein und hat Mühe, dabei wieder herauszukommen, da sie einen mit ihren Informationen und Hintergründen immer wieder hineinzieht. Sterberegister aus und nach dem ersten Weltkrieg, deren Namen der eine oder andere bestimmt wieder erkennen wird, Urkunden aus dem 16. und 17. Jahrhundert, als man gerade dabei war den 30-jährigen Krieg zu vergessen und Amerika zu urbanisieren. Lauterhofener Urbürger, die hier ihre Ahnen suchen, dürften fündig werden, denn die Pfarrarchive sind die einzigen Archive weltweit, deren Sammlungen und Registrierungen so gut wie komplett sind. Selbst, wenn sie verstaubt und modrig erscheinen, sind es Fundgruben für Archäologen, Historiker, Sozialethiker und natürlich Hobbyforscher.
Herrn Ludwig Krieger ist seine Verantwortung mehr als bewusst und er hütet die alten Schriften wie seinen Augapfel und zeigt sich dabei auch begeistert, wenn er immer wieder in den hintersten Winkeln oder zwischen alten Mappen, Dokumente herausfischt, die für historischen Brennstoff oder für einen Romanschreiber Gedankengut bedeuten. Dass Lauterhofen für viele hundert Jahre sehr bedeutend war, sollte eigentlich bis zum letzten Hinzugezogenen durchgedrungen sein. Im Gegensatz zu Neumarkt, konnte Lauterhofen an Bedeutung gewinnen und war einer der Stützpunkte zwischen Franken und Oberpfalz. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir im Pfarrarchiv auch Aufzeichnungen finden, die den regen Konfessionswechsel zwischen Katholisch und Evangelisch bemerken. Wild trieben es die herrschenden Fürsten mit dem Volk aus Lauterhofen und zwangen sie beinahe, eisenhart zu wechseln. So findet man hier sicher auch etwas zu den religiösen Hintergründen der eigenen Familie. Ein Pfarrarchiv beinhaltet also mehr als nur eine Aufzeichnung, es erklärt auch das Leben der damaligen Bevölkerung, die in den Fängen der Machtspiele sich doch stolz und nachhaltig in Lauterhofen etablieren könnte.
Die Arbeit von Herrn Ludwig Krieger verdient ungemeine Anerkennung, denn, wenn es keinen Archivar als Solches gibt, sind Archive beinahe nur Räume in denen man etwas hineinstellt, aber am besten sortiert herausholen möchte. Herr Ludwig Krieger holt durch seine Arbeit, auch in Sachen der Digitalisierung und Dokumentation der Unterlagen, einen Schatz hervor, welcher solange überdauern soll, wie es Menschen auf der Erde gibt. Denn bestimmt ist es in tausend Jahren für die Menschen, die hier dann leben werden, spannend, wie wir waren und wie wir geworden sind. Geschichte ist mehr als nur eine Jahreszahl: Es sind Romane von Menschen, es sind Krimis, Abenteuer, Liebesromanzen, es ist unser Leben.
Die Anforderungen, wie ein Archiv geführt werden muss, sind hoch. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Arbeit auch eine gewisse Zeit dauert, denn die Sortierung und Entsendung spezieller Unterlagen nach Eichstätt ins Diözesanarchiv muss erst einmal gekonnt sein. Herr Ludwig Krieger beweist hier sein ganzes Talent.